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Industrie 4.0 - Die Zukunft der Arbeit

Veröffentlicht von fabi3550 am 2017-01-16

Ich habe vergangene Woche den neuen Podcast New Work von Deutschlandradio Kultur gehört, der sich mit dem Thema Zukunft der Arbeit unter Einfluss der Digitalisierung beschäftigt. Zugegeben, weggehauen hat mich die erste Folge jetzt nicht unbedingt, allerdings hat das Thema in meinen Augen sehr viel Potenzial und ich werde den Podcast weiter verfolgen.

Vor einigen Jahren hatte ich mal auf dem Online Auftritt der FAZ den Artikel Roboter müssen unsere Rente sichern von Frank Rieger (@frank_rieger) gelesen und immer wenn es um das Thema Industrie 4.0 geht, empfehle ich die Lektüre dieses Artikels. Dieser ist zwar schon 2012 erschienen, greift aber meiner Meinung nach alle wesentlichen Aspekte zu dem Thema auf, die in diesem Dunstkreis so auftauchen.

Da wäre zum einen das Thema Roboterjournalismus, also die Generierung von Freitext auf Basis formaler Daten, der zum Beispiel in Wetter-, Wirtschafts- oder Sportberichten eingesetzt wird. Die Brand Eins hatte da mal einen Bericht, der online verfügbar ist und auch einen Beispieltext zeigt.

Ein weiteres Beispiel zum Fortschritt der Automatisierung greift Rieger in der FAZ beim Thema Landwirtschaft auf. Hochtechnologisierte Maschinen, die vollautomatisch die Ernte einfahren, zu einem Zeitpunkt, der in Abhängigkeit von Witterung, Marktpreis und Verfügbarkeit von Ressourcen optimiert auf den maximalen Ertrag pro geerntetem Quadratmeter ist. Kurioserweise hat er ein Jahr später gemeinsam mit Constanze Kurz (beide vom Chaos Computer Club) ein lesenswertes Buch namens "Arbeitsfrei - Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen" zum selben Thema geschrieben. Eine Rezension ist zum Beispiel bei netzpolitik.org zu finden.

Schlußendlich folgt aus dieser Debatte meist ein Lösungsansatz und der ist gar nicht mal so unkompliziert. Der Verweis auf die Industrialisierung und ihre Auswirkungen auf die Beschäftigungsstruktur von damals kommt eigentlich immer. Und die daraus abzuleitende Erkenntnis, dass es nicht unbedingt schlecht sein muss, wenn Maschinen und Algorithmen Arbeit übernehmen - und das womöglich sogar präziser und qualitativ hochwertiger als ein Mensch das jemals könnte - ja, das wird auch immer erwähnt.

An diesem Punkt muss ich kurz abschweifen: Ich hatte mit einem guten Freund eine längere Diskussion über Gehälter und Karrierechancen. Ist schon Jahre her, aber ich erinnere mich gut, wie er sagte: "Schlimm ist es immer für jene, die anhand ihres Bildungsgrades austauschbar sind" Und ich muss gestehen, bis zu der Industrie 2.0-Debatte hatte ich ihm immer recht gegeben. Jetzt allerdings verändert sich allerdings auch die Grenze dieser Austauschbarkeit - und zwar fatal in die Richtung, dass eigentlich alles, was sich einigermaßen formalisieren lässt auch austauschbar ist. Ich glaube nicht, dass es den Anwalt (ersetzt durch ein leistungsfähiges Expertensystem) oder den Beruf des Steuerberaters noch lange gibt. Mit zunehmender Zeit, weiter steigender Prozessorenkapazitäten und immer genaueren Algorithmen werden nach und nach Berufe verschwinden, die heutzutage große Teile der Bevölkerung mit Arbeit versorgen.

Und was ist jetzt die Lösung? Weiß ich auch nicht. Was ich nicht glaube ist, dass es das bedingungslose Grundeinkommen ist. Rieger redet in dem oben verlinkten Artikel von einem "allgemeinen Grundeinkommen". Da ist dieses "bedingunglos" konsequent nicht genannt, was ich nicht schlecht finde. Er spricht dankenswerterweise auch aus, was viele in diesem Zusammenhang gar nicht erwähnen, nämlich, dass Arbeit auch Selbstvertrauen und Wertschätzung bringt, die im Falle von Massenarbeitslosigkeit durch den Einsatz von Maschinen fehlen würde und psychologische Krankheiten aller Art im großen Stil in der Bevölkerung auslösen würde.

Das Thema ist einigermaßen kontrovers und wer hier seine Meinung dazu abgeben möchte, möge mir selbige per Mail an blog - ät - fabi3550.org mailen. Ich behalte mir vor, inhaltlichen Schund und Getrolle zu ignorieren. Fachliche Beiträge packe ich aber gerne als Update unter diesen Eintrag.


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